Spanien

Kaffee und der Genuss der zahlreichen spanischen Kaffeegetränke ist ein fester Bestandteil des spanischen Lebens.

Nach Angaben der FEC (Federación Española del Café – der Spanischen Kaffeevereinigung) ist der erste Spanier, der nachweislich Kaffee trank der Jesuitenmönch Pedro Paez gewesen. Er soll das Getränk im 17. Jahrhundert während seiner Gefangenschaft im heutigen Äthiopien kennengelernt haben. In seinen Memoiren „Erinnerungen an Äthiopien“ beschreibt er das Getränk als „dunklen, bitteren Sud“. Es sollte aber noch über 100 Jahre dauern, bis das Getränk vom Herrschergeschlecht der Bourbonen in Spanien offiziell eingeführt wurde. Das erste Café in Spanien wurde ironischerweise im Jahr 1764 ausgerechnet von den italienischen Brüdern Gippini in Madrid eröffnet. Die Spanier erkannten schnell die Vorzüge des Getränks und so wurden in kurzer Zeit zahlreiche weitere Kaffeehäuser eröffnet: in Barcelona, La Coruna, Bilbao, Valencia und Cartagena. In der Folgzeit verbreiteten sie sich über das ganze Land. Die Spanier konsumierten im Jahr 2007 rund 24.000.000 Tassen Kaffee (Quelle: Federación Española del Café), was einen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 600 Tassen bedeutet. Dennoch ist der Verbrauch seit 2010 bis heute leicht rückläufig und sank immerhin von knapp 4,0 kg (3,2 kg Bohnenkaffee, 0,8 kg Instantkaffee) auf 3,6 kg (2,9 kg Bohnenkaffee, 0,7 kg Instantkaffee).


TRADITION SEIT JAHRHUNDERTEN

Die meisten Kaffeehausketten in den spanischen Großstädten haben italienische Wurzeln und werden von zahlreichen spanischen Kaffeeliebhabern regelmäßig aufgesucht. Dennoch bestehen auch weiterhin die alteingesessenen lokalen Kaffeehäuser mit Tradition, die seit Jahrhunderten Kaffee anbieten

Eines der ältesten Kaffeehäuser und mit Abstand das bekannteste ist das Café Comercial, das seit den 1880er-Jahren in Betrieb ist und nach seiner Renovierung gelungen Modernität mit Tradition verbindet.

Café Comercial

Glorieta de Bilbao, 7, 28004 Madrid
www.cafecomercialmadrid.com
Das Café Comercial ist ein Café in der Glorieta de Bilbao im Zentrum von Madrid. Es ist eines der ältesten Cafés der Stadt, gegründet am 21. März 1887 von Don Antonio Gómez Fernández. In der Zeit nach dem spanischen Bürgerkrieg war es Zentrum von literarischen Diskussionen und ist heute ein Überbleibsel aus Madrids goldenem Zeitalter. Es war aber auch eines der ersten Madrider Cafés, das Frauen beschäftigte. Das Café hat zwei Eingänge, einer davon mit Drehtür und Blick auf die Glorieta de Bilbao. Große Fenster bieten von der Straße einen Blick auf das Comercial und umgekehrt. Das Gebäude hat zwei Stockwerke und im Obergeschoss befindet sich ein Schachclub, der „Club de Ajedrez Café Comercial“, dort sind Schachbretter jederzeit verfügbar. Das Gebäude wurde im Jahr 1953 umgebaut. Es ist berühmt für seine heiße Schokolade mit Churros, frittierte Teigstangen und seine Picatostes (eine Art gebratenes Brot). In der Zeit vom 27. Juli 2015 bis zum 27. März 2017 war das Café wegen umfassender Renovierungsarbeiten geschlossen und wurde danach neu eröffnet.

Café Gijón

Paseo de Recoletos, 21, 28004 Madrid
www.cafegijon.com 
Café Gijón (auch bekannt als Gran Café de Gijón) ist ein kulturell bedeutsames Café am Paseo de Recoletos, dem Hauptboulevard im Zentrum von Madrid. Das Café befindet sich gegenüber dem gleichnamigen Bahnhof und der Spanischen Nationalbibliothek. Die vordere Terrasse liegt direkt am Paseo und bietet einen wunderbaren Ausblick.

Cafetería Glorieta

Plaça d'Alfons el Magnànim, 3, 46003 València
Ein weiteres, erwähnenswertes Café ist die „Cafetería Glorieta“ in Valencia, 1957 eröffnet. Aufgrund von Missmanagement und schlechter Qualität beschädigte das Traditionshaus stark seinen Ruf und verlor seine Kundschaft. Gegenwärtig ist das Kaffeehaus leider geschlossen, es soll aber wieder eröffnet werden.

Café Mauri

Rambla de Catalunya, 102, 08008 Barcelona
www.pasteleriasmauri.com
In Barcelona liegt das von Francesco Mauri gegründete, imposante „Café Mauri“, in dem seit 1929 Kaffee und schokoladengefüllte Croissants sowie andere exquisite Backwaren serviert werden. Eine weitere Spezialität des Hauses sind hausgemachte Bonbons. Die Grundlage aller traditionellen spanischen Kaffeegetränke ist der spanische Röstkaffee, der Café Torrefacto. Die Torrefacto-Röstung ist ein Verfahren, bei dem traditionell in Spanien Kaffeebohnen geröstet werden. Sie unterscheidet sich von anderen Röstungen durch Zuckerzugabe während des Röstprozesses. Ebenso werden deutlich mehr Canephoras verarbeitet, da man in Spanien säurearme Kaffees schätzt. Fruchtige, säurebetonte Kaffees erfreuen sich in Spanien dagegen keiner besonderen Beliebtheit.

Specialty- Coffee-Röstereien

Inzwischen haben sich auch vermehrt modern Spezialitäten-Röstereien und Coffeeshops etabliert, die keine Torrefacto-Röstungen anbieten.



Kaffeegetränke in Spanien

Die Vielfalt der spanischen Kaffeegetränke lädt dazu ein, sich mit der spanischen Kaffeekultur genauer zu beschäftigen. Die europäische Kaffeekultur ist die reichste und variantenreichste und verdient mehr, als nur amerikanisierter Lattemacchiato anzubieten. Es bleibt zu wünschen, bald das eine oder andere spanische Kaffeegetränk auch in anderen europäischen Kaffeebars anzutreffen. Als da wären:

Café Solo – der spanische Espresso
Der Café solo –oder einfach nur café – ist der Klassiker unter den spanischen Kaffees und bildet die Grundlage fast aller Kaffeegetränke. Er wird aus dunkler gerösteten Kaffeebohnen mit hohem Canephora-Anteil zubereitet. 

Café Suizo
Ein Café solo mit Schlagsahne.

Café Americano – der spanische Filterkaffee
Beim Bestellen eines Café americano erhält man einen Café largo, also einen mit heißem Wasser verlängerten Café solo.

Café Cortado – Café solo mit heißer, aufgeschäumter Milch
Ein Cortado ist ein Espresso mit einem Schuss Milch oder Milchschaum. In Katalonien und auf den Balearen heißt der Cortado auch Tallat (katalanisch für „geschnitten“).

Café con leche – der spanische Milchkaffee
Die spanische Variante des Milchkaffees heißt Café con leche (deutsch: Kaffee mit Milch). Er wird meistens jeweils zur Hälfte aus Espresso und Milch zubereitet, kann aber auch bis zur doppelten Menge heiße Milch enthalten. Oft auch mit ein wenig Milchschaum obendrauf, aber nicht zu vergleichen mit dem uns bekannten Cappuccino.

Café Manchado – das spanische Pendant zum Latte macchiato
Ein Manchado ist heiße Milch mit einem Schuss Kaffee. In Andalusien wird er auch Café Sombra genannt.

Café bombón: Espresso mit gezuckerter Kondensmilch
Der Café bombón ist eine Variante des Cortado. Er wird im Glas serviert und besteht aus zwei Schichten: unten die gezuckerte Kondensmilch (leche condensada) und oben ein Café solo. Diese Art des Kaffees ist in Andalusien sehr beliebt, vor allem in der Provinz Almería. Mit einem Löffel werden beide Schichten miteinander vermischt.

Café Cortado leche y leche
Die kanarische Variante des bombón. Er besteht aus Espresso, heißer Milch und gesüßter Kondensmilch.

Café con hielo (auch café con tiempo) – Kaffee über Eiswürfeln
Auch bei sehr heißen Temperaturen verzichten die Spanier nicht auf ihren Kaffee. Sie ordern Café solo, cortado oder con leche „con hielo" (deutsch: mit Eis). Der Kellner bringt zum Kaffee ein Glas mit Eiswürfeln, der heiße Kaffee wird nach Geschmack gesüßt, umgerührt und dann ins Eiswürfelglas gegossen.

Café Carajillo – ein Café solo mit Rum, Brandy, Anislikör oder Whisky
Viele Spanier bestellen im Winter, am frühen Morgen oder an regnerischen Tagen den carajillo – einen Café solo, dem ein kräftiger Schuss Weinbrand beigefügt wird. In gehobeneren Cafés wird er flambiert serviert: Zucker und Alkohol werden vermischt, angezündet und mit dem Kaffee abgelöscht. Die Mallorquiner verwenden für den Carajillo am liebsten den Likör Amazona, einen Rum-Likör mit 53 % vol. Im Sommer wird der Carajillo auch gern mit Eiswürfeln getrunken, meist wird dazu jedoch ein Anislikör verwendet.

Café Barraquito
Eine Kaffeespezialität der Kanarischen Inseln ist der Barraquito, der auf Teneriffa, La Palma und La Gomera getrunken wird. Er besteht aus Café solo mit gezuckerter Kondensmilch, Likör oder Rum, aufgeschäumter Milch, Zitronenschale und etwas Zimt.

Zaperoco
Ein kleiner Milchkaffee mit süßer Kondensmilch mit einem Spritzer Likör 43 (Orangenliqueur), einem Stückchen Zitronenschale und ein wenig Zimt.

Trifásico
ist ein Cortado mit Schuss, z. B. Rum oder Brandy, ähnlich dem Carrajillo.

Azúcar
Die Bohnen für diesen Espresso werden immer im Torrefacto-Verfahren geröstet, bei dem man den Kaffeebohnen viel Zucker zugibt.

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